Nala befindet sich in ihrem Residenzpflegekörbchen in Wetter an der Ruhr
Profil vom: 13.05.2021
Kastriert: Ja
Verhalten gegenüber Erwachsenen: Nala verhält sich Erwachsenen gegenüber freundlich, aber deutlich zurückhaltend. Sie wedelt bei Annäherung, zeigt aber gelegentlich Beschwichtigungssignale. Wenn jemand auf sie zugeht, weicht sie aus. Wenn sie sich bedrängt fühlt, wird sie vermutlich deutliches Abwehrverhalten zeigen. Wenn man sie gar nicht beachtet, ist sie völlig entspannt.
Verhalten gegenüber Kindern: Direkter Kontakt zu Kindern wurde bisher vermieden. Nala reagiert nicht, wenn wir beim Spazierengehen auf Kinder treffen und der Abstand groß genug ist.
Verhalten gegenüber anderen Hunden und Tieren: Nala zeigt Interesse an anderen Hunden und bleibt entspannt, wenn die sich neutral verhalten. Sobald sie auch nur leicht bedrängt wird, zeigt sie heftiges Abwehrverhalten. Sie verteidigt ihre Ressourcen (Futter, Streicheleinheiten, Schnüffelstellen) vehement. Pferde, die uns beim Spaziergang begegnen interessieren sie nicht. Unsere Katzen beachtet sie kaum. Andere Tiere haben wir noch nicht getroffen.
Ängste: Ausgesprochenes Angstverhalten konnte noch nicht beobachtet werden. Bei manchen Geräuschen reagiert sie schreckhaft. Gewitter (bisher nur entferntes Donnergrollen) scheint sie nicht zu stören.
Stubenrein: Ja, zu 100%
Grundgehorsam/Leinenführigkeit: Nala kennt Kommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Hier“ und „Nein“ und führt sie i.d.R. zuverlässig aus. An der Schleppleine läuft sie vorbildlich, an der kurzen Führleine sind gelegentlich kleine Korrekturen notwendig, damit sie nicht zieht.
Jagdtrieb: Konnte bisher nicht beobachtet werden. Gelegentlich schnüffelt sie mit hoher Nase einem Wildgeruch nach, macht aber keine Anstalten Spuren zu verfolgen. Die Katzen am Haus interessieren sie auch kaum.
Treppen: Treppen läuft Nala im Haus ohne Probleme.
Autofahren: Nala ist eine gute Mitfahrerin. Sie springt selbständig in die Box und legt sich ruhig hin. Sie bleibt auch problemlos alleine im Auto.
Alleinbleiben: Bisher musste Nala im Haus noch nicht lange allein bleiben, 2 Stunden hat problemlos geklappt. Es macht ihr nichts aus, wenn ich den Raum kurz verlasse und die Tür schließe. Wenn ich es zulasse, verfolgt sie mich zwar auf Schritt und Tritt, das ist aber vermutlich eher der Wunsch nach Kontrolle.
Gesundheit: Zum Zeitpunkt der Abgabe ist Nala vollständig geimpft. Ein Gesäugetumor wurde vollständig entfernt. In diesem Zusammenhang wurde Nala kastriert.
Neues Zuhause: Nala darf nur in sehr erfahrene Hände vermittelt werden. Sie braucht ganz souveräne aber behutsame Führung, so dass sie lernt, dass der Chef/die Chefin alles für sie regelt. Dazu gehört vor allem der zuverlässige Schutz vor Belästigung und Stress. Nala musste sich vermutlich oft selbst gegen aufdringliche Hunde, unerzogene Kinder und übergriffige Erwachsene verteidigen und hat das „Schnappen“ als letztes Mittel für sich entdeckt, vielleicht weil ihre Signale und Warnungen ignoriert wurden.
Für Nala suchen wir eine Familie ohne Kinder und andere Tiere. Da Nala sehr wachsam ist, sollten die Nachbarn tolerant sein. Ein Haus mit Garten wäre schön. Die zukünftigen Besitzer sollten bereit sein, viel Zeit und Arbeit zu investieren, um Nalas Vertrauen zu gewinnen.
Geändert von Mi&Ni (02.07.2022 um 09:20 Uhr)
Nach zwei Wochen gähnender Leere im Pflegekörbchen ist heute Nala bei mir angekommen. Es ist natürlich noch viel zu früh für die Beschreibung erzieherischer Maßnahmen, aber ein paar Beobachtungen vom ersten Tag kann ich bereits liefern.
Egal ob Fox-Red, Rotblond, Hell-Schoko, Honig, Caramell oder Zimt- und Zucker - auf jeden Fall zum Anbeissen, die Süße
Nala ist eine prima Mitfahrerin. Ohne zu zögern sprang sie in die Kofferraum-Box, legte sich sofort hin, den Kopf auf die Pfoten und machte ein Nickerchen. Während der Fahrt verhielt sie sich absolut ruhig und zeigte sich diszipliniert beim Aussteigen. Mehr kann man nicht verlangen ;-)
Beim Spazierengehen zeigt sie sich ebenfalls ziemlich gelassen. Sie schnuppert intensiv die Wegränder ab, lässt sich dabei viel Zeit und zieht nicht an der Leine. An übersichtlichen Stellen habe ich sie bereits an der Schleppleine. Auf Passanten, Jogger und Radfahrer scheint sie nicht zu reagieren. Bei entgegenkommenden Hunden sind wir bisher deutlich ausgewichen. Auch da konnte ich aber noch keine besondere Anspannung beobachten.
Die Katze auf der Fensterbank hat Nala kaum interessiert. Als die aber beim Öffnen der Haustür flüchtete, fand Nala das schon aufregend und wäre gern hinterhergestürmt, aber dafür ist ja die Leine dran...
Auch im Haus hat Nala zunächst mal alles ausführlich beschnuppert. Während des Mittagessens hat sie sich freiwillig auf ihre Decke gelegt und bekam dort ein Büffelhautstäbchen zum Knabbern. Beim Ausschlecken der Joghurtbecher hat sie eine gute Technik - ihre Zunge kommt bis zum Boden ;-)
Ein bisschen unruhig verhält sie sich im Arbeitszimmer. Nur direkt nach dem Spaziergang hat sie sich wirklich zum Schlafen hingelegt. Während ich jetzt am PC sitze, wechselt sie häufig den Liegeplatz bzw. sitzt oder steht erwartungsvoll an der Tür, manchmal wedelnd, manchmal leise winselnd. Da ich das überhaupt nicht beachte, legt sie sich dann auch wieder hin, lässt mich aber kaum aus den Augen und springt sofort wieder auf, wenn sie irgendetwas hört. Ich denke, das wird aber in kürzester Zeit Routine sein - wenn ich arbeite, hat sie Sendepause!
Die erste Trainingseinheit zur Maulkorbgewöhnung hat Nala ebenfalls schon absolviert. Sie ist eine echte Labradora - für Futter steckt sie die Schnauze überallhin, selbst in so einen komischen Drahtkäfig...
Ich hoffe, dass sie heute Nacht richtig zur Ruhe kommen wird - darüber berichte ich dann später.
Geändert von Mi&Ni (20.05.2021 um 21:02 Uhr)
Gut haben wir geschlafen heute Nacht! Nachdem Nala zunächst alle Ecken und Winkel des Schlafzimmers abgeschnuppert hatte, setzte sie sich erstmal hin und schaute mich unverwandt an. Ich lag im Bett, um noch ein paar Seiten zu lesen und Nalas Verhalten unauffällig zu beobachten. Als ich ihren Blickkontakt nicht erwiderte, stand sie irgendwann auf und blieb wedelnd an der Zimmertür stehen. Weil ich auch daraufhin keine Reaktion zeigte, ging sie zu ihrem Kissen, ließ sich seufzend darauf nieder, ich löschte das Licht und wir schliefen um die Wette bis heute morgen.
Bei der Morgenrunde hatte ich dann auch die Möglichkeit, Nala im Kontakt mit anderen Hunden zu beobachten. Gestern hatte sie schon kurz Gelegenheit Sari, das Schaf, kennenzulernen. Die beiden Hundedamen nahmen kaum Notiz voneinander und verhielten sich völlig unbefangen. Heute trafen wir zuerst mit der Nachbarin zusammen, mit deren Hunden alle meine Pflegis zusammen üben durften. Leider musste die vor zwei Tagen ihren alten Kaspian über die Regenbogenbrücke schicken und die Stimmung war etwas gedrückt. Nala stand abwartend und ohne große Spannung bei mir, als die beiden Hunde unangeleint auf uns zukamen. Mit Betty gab es ein ganz kurzes Beschnuppern, dann wandten die Hündinnen sich wieder voneinander ab. Randy wollte es etwas genauer wissen und Nala von allen Seiten beschnüffeln. Also staksten die beiden ein paarmal mit steifen Beinen umeinander herum. Ich wollte dann mit „Komm, wir gehen weiter“ die Situation auflösen, als Randy offensichtlich eine Grenze überschritt. Nala wehrte seine Annäherung sehr deutlich ab, das ließ Randy sich als gefühlter Rudelchef nicht gefallen und es gab eine ganz kurze Rangelei, die Randy eine Schramme am Ohr einbrachte. Ein Schritt zwischen die Kampfhähne und ein deutliches „Schluss damit“ beendete die Szene. Wir konnten dann den gemeinsamen Spaziergang fortsetzen. Randy hielt die eingeforderte Distanz ein und Nala verhielt sich völlig neutral.
Unterwegs trafen wir dann noch auf Oskar, einen knapp 3jährigen Goldie. Nala sah interessiert zu, wie er die beiden anderen Hunde begrüßte. Dabei konnte ich mich kurz mit Oskars Frauchen verständigen, wie der Kontakt zu Nala ablaufen sollte. Er kam dann freundlich aber stürmisch auf uns zu, war aber angeleint und damit kontrollierbar. Nala stand an ganz lockerer Leine, ich zwei Schritte hinter ihr. Beschnuppern Nase an Nase ließ Nala wedelnd zu. Als Oskar weiter vorrücken wollte, um ihr den Kopf auf die Schulter zu legen, zog sie gleich die Nase kraus. Ich rief sie sofort mit „Nala, hier“ zu mir und vergrößerte den Abstand um ein paar Schritte. Das Abrufkommando haben wir seit gestern immer wieder geübt und mit Leckerchen belohnt, also klappte es auch in dieser Situation. Oskar konnte nicht nachrücken, und so brauchte Nala sich nicht selbst Distanz schaffen. Auch Oskar durfte dann ein paar Hundert Meter im Rudel mitlaufen, ohne dass es zu Zwischenfällen kam.
Als wir uns von den Kumpels verabschiedet hatten, begegnete uns noch Ben, ein 10 Monate alter sehr quirliger Labbi. Der ist schon von sehr vielen erwachsenen Hunden zurechtgewiesen worden, ordnet sich auch sehr brav unter, ist aber bei jedem neuen Hund außer Rand und Band. Auch seinem Herrchen konnte ich auf Distanz kurz Nalas Problem schildern und wollte ihn um Zurückhaltung bitten. Leider riss Ben ihm dann die Leine aus der Hand und kam auf uns zugeprescht. Nala nahm ihn zähnefletschend in Empfang, Ben warf sich auf den Rücken, Nala wandte sich ab und ging weg, Ben sprang an mir hoch, ich konnte seine Leine greifen und ihn an sein Herrchen zurückgeben. All das ging blitzschnell. Das Schildern der Situation dauert viel länger als die Situation selbst. Auch mit Ben sind wir dann noch ein Stück Weg gemeinsam gegangen. Nala lief an der Schleppleine 3-4 Meter hinter uns und störte sich überhaupt nicht an Ben. Auch der gab sich recht bald zufrieden, weil seine Spielaufforderungen und Annäherungsversuche durch die Leine kontrolliert und von Nala nicht beachtet wurden.
Es scheint sich also wieder mal zu bestätigen, dass auch Nala ein Hündin ist, die überfordert ist, weil sie zu viele Dinge selbst regeln musste. Sie braucht offensichtlich rein körperlich eine gewisse Distanz und kann die nur durch aggressives Abwehr-Verhalten einfordern, weil ihr sonst niemand dabei geholfen hat. Das ist bei Begegnungen mit anderen Hunden nicht schön, und wenn Sie es gegenüber Menschen und vor allem Kindern zeigt, absolut nicht akzeptabel. Viel Arbeit liegt vor uns - ich bilde mir nicht ein, dass ich das in ein paar Wochen „hinkriege“, aber ich bin zuversichtlich, dass wir eine Strategie finden, ihr die Stress-Situationen zu ersparen, in denen sie sich selbst helfen muss.
Nach dem Spaziergang und den vielen aufregenden Erlebnissen ist Nala jetzt so erschöpft, dass sie im Arbeitszimmer auf ihrer Matte liegt und pennt. Davon kann ich auch mal wieder ein Beweisfoto liefern. Bei den Hundebegegnungen ist dafür keine Zeit, da braucht der Hund die volle Aufmerksamkeit des Hundeführers...
Es wird noch viel zu beobachten und zu analysieren sein. Wir melden uns in Kürze mit einem neuen Bericht.
...dann hat Ulrike ein Paket für einen Patenhund verschickt. Heute war Nala die glückliche Emfängerin. Als wir nachmittags vom Spaziergang kamen, stand es vor der Haustür.
Vorsichtig haben wir es ins Wohnzimmer geschafft und Nala hat es sorgfältig von allen Seiten beschnüffelt. (Ich muss gestehen, ich war ein bisschen besorgt, weil Nala ihre Ressourcen gelegentlich sehr energisch verteidigt. Sollte ich das Auspacken wirklich in ihrer Reichweite erledigen...?) Nur Mut! Also das Paket geöffnet und den reichen Segen Schicht für Schicht zum Vorschein gebracht.
Leckerchen in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen - das reinste Schlaraffenland...
Ein „komischer Vogel“ und das Vereinshorn werden vorsichtig kontaktiert...
Maulkorb, Halsband, Geschirr, Leine... Alles vom Feinsten und für einen Hund, dessen Ausstattung schon ein bisschen „angegammelt“ war, wirklich sehr gut zu gebrauchen.
Tütenweise Kauartikel.... Natürlich gab es davon gleich eine Kostprobe.
Ich befürchte, dass Nala nun das Wohnzimmer bewacht. Grund dazu hätte sie genug!
Nach der ganzen Auspackaktion und dem vielen Freuen über die schönen Sachen war der Hund erstmal geschafft. Dann hat sie sich aber nochmal näher mit dem „komischen Vogel“ beschäftigt.
Schließlich haben wir mit wohlschmeckender Geflügelcreme auch noch das erste Mauli-Training absolviert. Wenn Nala dabei so genüsslich die Augen schließt, bin ich zuversichtlich, dass sie das Ding bald akzeptiert.
Liebe Ulrike,
wir sind absolut überwältigt von Deinem großzügigen Geschenk. Vielen, vielen Dank dafür!
Geändert von SHWet (20.05.2021 um 12:31 Uhr)
Nein, hüten muss man sich vor Nala nicht, aber man sollte behutsam mit ihr umgehen, um nicht Missverständnisse auszulösen. Seit 10 Tagen ist das Labbi-Mädel jetzt bei mir und ich habe sie bisher als ruhige und genügsame Hündin kennengelernt. Noch haben sich meine Beobachtungen nicht zu einem geschlossenen Bild von Nala geformt. Einiges in ihrem Verhalten gibt mir noch Rätsel auf. Entsprechend vorsichtig wird sie behandelt. Am liebsten scheint es ihr zu sein, wenn sie einfach nur dabei ist, man ihr aber keine besondere Aufmerksamkeit schenkt. Stundenlang liegt sie ausgetreckt oder zusammengerollt auf ihrer Matte und schläft, wenn ich am PC beschäftigt bin. Wenn sie wach ist, beobachtet sie mich meist aufmerksam aus dem Hintergrund. Schaue ich dann zu ihr hin, wedelt sie, wendet aber den Blick ab oder zeigt andere Beschwichtigungssignale. Erst wenn ich aufstehe, erhebt sie sich ebenfalls, reckt und streckt sich, schüttelt sich und schaut, was ich als nächstes mache. Wenn ich es zulasse, folgt sie mir, sobald ich den Raum verlasse. Ich kann sie aber auch mit „Warte“ zurücklassen und die Tür schließen, ohne dass sie jammert oder randaliert.
Nala soll möglichst viel Kontakt zu Menschen haben, die sich ihr aber nicht aufdrängen. Besuch, der zu uns kommt, wird vorher entsprechend instruiert und auch, wenn wir jemanden besuchen, oder auf unseren Spaziergängen treffen, bitte ich, Nala zu ignorieren. „Tut einfach so, als wäre hier kein Hund“. Das scheint ihr Sicherheit zu geben und sie verhält sich ziemlich entspannt. Es ist ihr offensichtlich unangenehm, wenn jemand einfach auf sie zugeht, um sie anzusprechen oder gar anzufassen - da kräuselt sich schonmal blitzartig der Nasenrücken oder sie grummelt und verbellt ihr Gegenüber. Ich habe mir vorgenommen, jede ihrer Warnungen zu beachten, denn ein Hund schnappt ja nicht „aus heiterem Himmel“ zu, sondern setzt das erst ein, wenn seine Warnungen nicht beachtet sondern getadelt oder gar bestraft wurden. Ich möchte sie nach Möglichkeit gar nicht erst in Situationen führen, wo sie selbst Abwehrverhalten zeigen muss. Ich regle das künftig für sie!
Eine deutliche Warnung habe ich in den ersten Tagen in folgender Situation kassiert: Ich kam aus dem Badezimmer und Nala saß wartend im Flur. Ich zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und dabei fielen einige Leckerchen heraus. Nala wollte sich gierig darauf stürzen und ich wollte ihr den Zugriff mit „Nein!“ und einem Schritt zwischen Hund und Futter verwehren. Nala duckte sich vor mir zusammen und fletschte die Zähne in meine Richtung. Wir erstarrten beide, dann wandte ich Blick und Oberkörper ab und Nala zog sich ein paar Schritte von mir zurück. Ich wollte mich auf dem engen Raum nicht nach den Leckerchen bücken und habe sie im Weggehen für Nala mit „Nimm“ freigegeben. Selbst wenn Nala das als Punktsieg bei der Ressourcenverteidigung für sich verbucht, war mir die Deeskalation in der Situation wichtiger. Bei den normalen Fütterungen zeigt sie sich durchaus diszipliniert und wartet im Sitz, bis ich den Napf abgestellt und freigegeben habe. Leckerchen aus der Hand nimmt sie gelegentlich auch sehr hastig und unvorsichtig ab, das wird aber durch Üben langsam besser.
Gelegentlich zeigt Nala ohne erkennbaren Anlass wahre Anfälle von Schmusigkeit. Sie schmiegt sich dann ganz eng an meine Beine, schiebt ihre Schnauze unter meinen Arm und möchte offensichtlich gekrault werden. Das mache ich dann auch bereitwillig, ist es doch die beste Gelegenheit, das Tier nach Zecken abzusuchen. Sobald ich aufhöre, fordert sie mich auf weiterzumachen. Dabei legt sie mir auch schonmal die Pfote aufs Knie, gelegentlich sogar beide. Wenn ich sie dann nicht zurückschiebe, rückt sie mit dem ganzen Oberkörper nach, so dass ich plötzlich den halben Hund auf dem Schoß habe. Wenn sie mir dann noch die Schnauze auf die Schulter legt und mir ins Ohr schnauft, bin ich nicht wirklich tiefenentspannt... Ich schaue dann von ihr weg, stelle das Kraulen und Streicheln ein und schiebe sie ganz sanft zurück. Vorhin bin ich dann ganz dicht an den Schreibtisch herangerückt, um ihr den Weg auf den Schoß zu blockieren. Daraufhin richtete sich Nala auf die Hinterbeine auf und legte mir von hinten die Pfoten auf die Schulter. Auch ein Gänsehautgefühl! Auch da konnte ich sie durch Hinunterbeugen abgleiten lassen.
Heute Nachmittag habe ich sie zum ersten Mal gebürstet. Das schien ihr zu gefallen, denn sie blieb freiwillig vor mir stehen, drückte sich an meine Knie und schmiegte sich geradezu an die Bürste.
Wenn ich das Arbeitszimmer oder die Küche verlasse, kommt Nala freundlich wedelnd hinter mir her. Nehme ich dann die Leine auf, kommt sie von sich aus auf mich zu und lässt sich ruhig anleinen, so dass wir nach draußen gehen können. An der Tür lässt sie mir bereitwillig den Vortritt. Wenn ich ihr Brustgeschirr zur Hand nehme, weicht sie vor mir zurück. Auch das lasse ich ihr durchgehen, um sie nicht zu bedrängen. Sie läuft auch an der Schleppleine so entspannt, dass ein breites Halsband für unsere Spaziergänge genügt.
Es gibt noch eine Reihe weiterer interessanter Beobachtungen. Das schildere ich dann in den nächsten Beiträgen. Ich hoffe sehr, dass sich Nalas Misstrauen nach und nach legt und unser Zusammenleben allmählich durch Vertrauen und Sicherheit geprägt sein wird. Das ist noch ein weiter Weg, aber die ersten Schritte haben wir getan...
...und der Fachmann wundert sich! Heute habe ich Nala meiner Tierärztin vorgestellt. Schon bei der Terminvereinbarung habe ich darauf hingewiesen, dass die Hündin wegen „Schnappigkeit“ abgegeben wurde, und dass wir noch in der Kennenlernphase stecken. Frau Doktor war also gewarnt und versprach, sich viel Zeit zu lassen. Zur Vorbereitung hatten wir ja auch täglich an der Maulkorbgewöhnung gearbeitet. Patentante Ulrike hatte uns einen leichten, blauen Plastikkorb geschickt. Die liebe Nicole hat einen längeren Nackenriemen aus Fettleder drangebastelt und ich habe vorne noch ein Loch reingebohrt. Mit dieser Sonderanfertigung haben wir dann jeden Tag geübt. Immer zu anderen Zeiten und an verschiedenen Orten und mit diversen Leckereien. Ziemlich rasch signalisierte Nala gespanntes Interesse, wenn ich den Korb zur Hand nahm, und konnte es kaum erwarten mit dem Hörzeichen „Mauli“ die Schnauze reinzustecken und die Leberwurst herauszuschlecken. Nach einigen Tagen konnte ich dann auch den Nackenriemen schließen und durch das gebohrte Loch weiter füttern. Nala war immer mit Begeisterung dabei.
Heute sollte nun die Bewährungsprobe sein, denn ich konnte mir gut vorstellen, dass Nala sich Untersuchung und Behandlung nicht gutmütig gefallen lassen würde. Schließlich reagiert sie auf Bedrängen mit sehr deutlicher Abwehr, wenn sie nicht ausweichen kann. Obwohl es mit dem Maulkorbtraining ja sehr gut geklappt hatte, machte ich mir doch ziemliche Sorgen, ob Nalas Vertrauen in mich nicht wieder erschüttert würde, wenn ich sie bei einer unangenehmen Behandlung festhalten müsste. Na ja, notfalls könnte man Impfen, Chippen und Krallenschneiden noch verschieben. Nur der allgemeine Gesundheitscheck und die Behandlung des geröteten und juckenden Ohres mussten sein.
Wegen der Pandemie ist der Wartebereich in der Praxis geschlossen und man wartet nach der Anmeldung draußen. Nala stand wedelnd vor der Tür und begehrte Einlass. Als die Helferin uns hereinließ, drängte Nala an ihr vorbei, die Treppe hoch und sofort Richtung Sprechzimmer. Was war denn bloß mit dem sonst eher zurückhaltenden Hund los? Ich hatte doch schon oft erlebt, dass Nala ausweicht, wenn man sie direkt anspricht und ihr zu nahe kommt. Frau Doktor hatte aber anscheinend eine einschmeichelnde Stimme und ganz besonders gute Leckerchen, hielt diese in den Händen dicht am Körper und blieb einfach aufgerichtet stehen. Nala zögerte überhaupt nicht, auf sie zuzugehen und um Leckerlies zu betteln, die ihr dann auch in kleinen Stückchen aus der Hand gefüttert wurden. Dabei konnten wir uns ganz entspannt über die notwendigen Untersuchungen verständigen. Ganz beiläufig wurden dabei dann die Ohren umgeklappt und inspiziert. Nala zeigte kein Abwehrverhalten. Für die weiteren Untersuchungen sollte der Hund dann auf den Tisch. Ich wollte kein Risiko eingehen beim Heben und Festhalten und nahm den Maulkorb zur Hand. Nala steckte sofort die Schnauze rein und schleckte genüsslich ihre Leberwurst. Gemeinsam mit der Helferin hob ich sie auf den Tisch und hielt sie da am Halsband fest. Abhorchen und Kontrolle der Krallen ohne Gegenwehr. Zum Impfen und Chippen hatte ich Nala dann im „Schwitzkasten“ - alles kein Problem, Hauptsache der Leberwurst-Nachschub blieb nicht aus. Runterheben vom Tisch, Maulkorb ausziehen, Weiterfüttern - Nala offensichtlich völlig entspannt und ich total erleichtert. Das hatte ich so nicht erwartet!
Natürlich heißt das nicht, dass Nala sich nun von allen Menschen ansprechen, anfassen und füttern lässt. Sie bleibt weiterhin ein bisschen misstrauisch und geht lieber auf Abstand. Es ist aber sehr vielversprechend, dass sie bei den richtigen „Hundemenschen“ keine Berührungsängste zeigt. Zuhause habe ich dann die Ohrentropfen wieder mit Maulkorb verabreicht. Auch, wenn sie mich bisher nicht abwehrt, geht die Sicherheit vor.
Vertrauen aufzubauen ist eine langwierige Sache, und deshalb lassen wir uns auch viel Zeit damit. Ich habe aber den Eindruck, dass bei Nala und mir in den drei Wochen Pflegezeit schon einiges passiert ist. Annäherung kann immer nur gegenseitig sein, und so tasten wir uns langsam immer näher aneinander heran. Nala ist im Grunde sehr verschmust und hat ja bereits in den ersten Tagen die beschriebenen Schmuse-Attacken gezeigt. Inzwischen verteilen sich die Schmusestunden gleichmäßiger über den Tag und ich kriege keine Gänsehaut mehr, wenn der Hund sich so aufdrängt. Nach meinem Eindruck genießt Nala es, von mir gekrault zu werden. Inzwischen gestattet sie, dass ich sie überall anfasse und lässt sich auch das Zeckenentfernen an fast allen Stellen gefallen. (Ich hoffe, dass das aufgetragene Spot on nun endlich wirkt, und die fiesen Achtbeiner Nala endlich meiden!) Noch immer achte ich sorgfältig darauf, ob Nala beim Kraulen oder Streicheln irgendwelche Abwehrzeichen sehen lässt, und höre dann sofort auf. Meist stupst sie mich aber sofort aufmunternd an, schiebt mir schnaufend den Kopf unter den Arm, oder legt mir die Pfote aufs Knie. Manchmal mache ich dann weiter mit Schmusen, manchmal lasse ich mich nicht erweichen. Wenn ich auf Nalas Forderungen nicht eingehe, geht sie meist beiseite und legt sich hin.
Vor ein paar Tagen hatten wir Besuch und saßen abends in angeregter Unterhaltung auf der Terrasse. Dabei fiel mir auf, dass Nala sich deutlich fordernder verhielt und meine Streicheleinheiten ziemlich penetrant einforderte. Ich habe ihre Bemühungen einfach ignoriert, damit sie mich nicht für sich vereinnahmt, auch wenn meine Aufmerksamkeit mal anderen gilt. Irgendwann schien sie sich damit abgefunden zu haben, kam aber auch nicht wirklich zur Ruhe. Erst als ich ihre Matte nach draußen geholt und neben meinen Stuhl gelegt hatte, rollte sie sich zufrieden zusammen und schnarchte leise vor sich hin.
Nala ist ziemlich wachsam und meldet ungewöhnliche Geräusche oder Besucher durch Gebell. Die ersten Tage war es etwas lästig, dass sie nachts bei jedem Käuzchenruf und jedem Katzengejammer meldete. Inzwischen hat sie sich aber daran gewöhnt und bleibt ruhig. Besucher verbellt sie zwar zunächst kurz, geht dabei aber freundlich wedelnd auf sie zu, um an ihnen kurz zu schnuppern. Bei Ansprache, oder gar einer ausgestreckten Hand weicht sie deutlich aus - ich verlange auch nach wie vor von allen, Nala nicht einfach anzufassen. Neulich saßen wir mit Gästen beim Kaffeetrinken auf der Terrasse. Nala wurde nicht weiter beachtet und konnte so ganz beiläufig mal an fremden Menschen schnuppern. Schließlich setzte sie sich zwischen mich und meinen Vetter, lehnte sich an seinen Stuhl und schaute zu mir. Mein Vetter freute sich über diese offensichtliche Annäherung und berührte sie nach Ansprache vorsichtig um sie zu streicheln. Sofort blickte ich in ein deutlich geblecktes Hundegebiss und konnte mit „Vorsicht, sie droht!“ die Situation unterbrechen. Glücklicherweise hatten wir vorher bereits über Nalas Verhalten gesprochen, und ich hatte erklärt, dass vermutlich das Bestrafen ihrer Warnungen zu ihrer „Schnappigkeit“ geführt hatte. So entstand bei dem Vorfall kein Stress, der Vetter zog die Hand zurück, ich blickte in eine andere Richtung und fühlte gleich darauf Nalas Stupsen an meinem Arm. Ein kurzer Streichler über den Rücken, dann wurde der Hund wieder ignoriert und legte sich auch gleich darauf hin.
Bei einigen wenigen Menschen hat Nala bisher diese Distanziertheit nicht gezeigt. Nicole gehört dazu, die Tierärztin und neulich auch eine befreundete Hundetrainerin. Entweder haben die einfach die besseren Leckerchen, oder sie sind so sicher in ihrem Verhalten Nala gegenüber, dass keine Berührungsängste aufkommen.
Gestern abend war ich mit Nala bei eine alten Dame zu Besuch. Die Begrüßung fand draußen am Auto statt (freundliches Gewedel auf Distanz), dann betraten wir die fremde Wohnung. Nala wirkte sehr sicher und durfte mit Erlaubnis der Dame frei laufen. Sie stöberte durch die Räume, schnupperte ausführlich überall herum und kam zu uns in Arbeitszimmer zurück. Dort legte sie sich vor meine Füße und blieb ganz entspannt, während wir am PC eine Online-Bestellung aufgaben. Anschließend saßen wir noch ein Weilchen draußen. Auch dabei war Nala die Ruhe selbst. Eine Weile beobachtete sie durch die Terassentür, wie innen im Wohnzimmer der Saugroboter seine Arbeit verrichtete - sind fand das offenbar nur interessant, nicht irritierend oder gar bedrohlich.
Immer wieder kommt es vor, dass Nala sich vor oder auf meine Füße legt und sich dann sogar auf den Rücken dreht. Ich werte das mal als Vertrauensbeweis und traue mich dann auch, sie am Bauch zu streicheln.
Auch für das Verabreichen der Ohrentropfen brauchen wir inzwischen den Maulkorb nicht mehr. Ich habe bei Nala kein Ausweichen und kein Abwehren festgestellt und deshalb auf den Korb verzichtet. Nala sitzt bei der Prozedur zwischen meinen Knien, ich klappe das Ohr um, tropfe das Medikament hinein, massiere das Ohr ein wenig und belohne Nala mit einem guten Häppchen. Heute morgen lag sie schlafend auf ihrer Decke und kam ohne Aufforderung zu mir, als ich das Fläschen schüttelte. Was will man mehr?
Geändert von SHWet (04.06.2021 um 20:13 Uhr)
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